Vegetarier Festival auf Phuket/Thailan d |
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Thailand ist schon ein faszinierendes Land. Meine Reisen in dieses durch Sextourismus eigentlich verpönten Landes sind mir unvergessen. Ein absoluter Höhepunkt war aber das "Vegetarier Festival" auf der Insel Phuket. Es war ein besonderer Zufall, der uns zu aktiven Teilnehmern dieses großen und wichtigen Festes im südostasiatischen Raum werden ließ.
Zurück von
einem Ausflug aus Phuket Stadt, erzählten wir den Jungs von
dem kleinen Festumzug, den wir durch Zufall gegen Mittag gesehen
hatten. Ein Umzug der mit viel Getöse aus einem Tempel heraus
startete und in dem sich junge Thailänder selbst mit Peitschen
und Buschmessern kasteiten. Eine sehr nette, ältere thailändische
Dame hatte uns auf diesen Umzug hingewiesen. Auch bei dieser Dame
haben wir diese sprichwörtliche Freundlichkeit erlebt. Es sei
das "Vegetarier Festival", erklärte man uns, und
dieser Umzug sei nur ein Vorgeplänkel gewesen. Dieses Fest
dauert 9 Tage und bringt die gesamte Insel auf Trap. Zehntausende
von Menschen strömen aus dem ganzen südostasiatischen
Raum zu diesen Festlichkeiten, wurden wir aufgeklärt. Ja, welch
Überraschung, unsere Jungs würden ebenfalls daran teilnehmen, und einer von ihnen, er nannte sich Max, sei sogar eines
der Medien, in welche die Geister fahren um sich dann den grausam
erscheinenden Glaubensprüfungen zu unterwerfen. Sie werden für
diese Zeit Heilige sein, die von den Zuschauern ehrfurchtsvoll und betend
betrachtet werden. Ob wir keine Lust hätten, mit Ihnen am Die Informationswege
eines großen Hotels sind unergründlich. Im Nu hatte es
sich herumgesprochen, dass wir am großen Umzug teilnehmen
würden. Plötzlich kannten uns alle Angestellten des Hotels
und man betrachtete uns mit einer besonderen Hochachtung. Pünktlich halb drei standen wir in weißen Hosen vor dem Hotel und warteten auf den Pick Up der uns abholen sollte. Wir waren alle drei vollkommen "neben der Kapp'". Es gibt fast nichts Schlimmeres, als um diese Zeit aufzustehen. Schon kam der Pick Up, und ehe wir uns versahen waren wir bei stockdunkler Nacht in einer ganzen Gruppe von jungen Thailändern und bereiteten uns auf die Prozession vor. Wir erhielten - wie alle anderen auch - noch ein weißes T-Shirt, so dass wir nun vollkommen weiß gekleidet waren. Das T-Shirt hatte eine rote Schrift auf dem Rücken. Sicherlich war diese Reklame von einem Sponsor. Wir hatten natürlich keine Ahnung, was da in thailändischen Lettern auf unserem Rücken prangte, wir haben es auch nie 'raus bekommen. Auf der Pritsche des Pick Up ging es auf nach Phuket Stadt. Es war noch dunkel,
als wir ankamen und uns sofort auf den Weg zum Tempel machten. Um
uns herum wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen von weiß
gekleideten Thailändern. Weiß war die vorherrschende
Farbe des Vegetarier Festivals. Im Tempelbereich wurden für
die Teilnehmer kostenlos Speisen verteilt. Es waren ausschließlich
Thailänder zu sehen. Mir schien es, als seinen wir die einzigen
Die Wurzeln des
Vegetarier Festivals liegen ca. 200 Jahre zurück. Es ist im
eigentlichen Sinne kein buddhistisches Fest. Auf Phuket arbeiteten
viele Chinesen in den Zinngruben. Man erzählt sich, dass damals
ein chinesisches Wandertheater auf Phuket gastierte. Zur gleichen
Zeit brach eine verheerende Seuche aus, an der viele Einwohner der
Insel starben. Heute nimmt man an, dass es Malaria war. Es gab keine
Medizin, nichts half. Da besannen sich die Chinesen auf Ihre traditionellen
Methoden und baten den chinesischen Hof um sachkundige Priester,
die sich mit den religiösen Zeremonien auskannten. Die alten
Zeremonien wurden durchgeführt und die Seuche verschwand. Bis
heute haben sie sich erhalten und ziehen viele Gäste
aus dem gesamten südostasiatischen Raum an. Das eigentliche Fest dauert 9 Tage mit einer Unzahl von verschiedensten Veranstaltungen. Die Prozession an der wir teilnahmen, war die größte, daneben gab es aber viele kleinere und auch Veranstaltungen im Stadion der Stadt. Wer aber an den Prüfungen teilnehmen will, muss seine Seele schon Wochen vorher reinigen, um den neun herrschenden Göttern eine saubere Heimstatt zu bieten. Kein Alkohol, kein Nikotin, kein Fleisch, kein Sex, keine Lügen, nur gute Gedanken dürfen im Kopf sein. So geläutert tritt der Gläubige im Tempel vor den Altar und erwartet den Einzug der Götter in seinen Körper. Die Gläubigen sind erregt! Auch unserem thailändischen Freund Max konnte man die starke Erregung im Gesicht ansehen. Langsam entglitt er der Realität und tauchte in eine andere Welt ein, deren Zugang uns anderen verwehrt war. Wie die übrigen Teilnehmer band auch er sich eine Art bunter Schürze um. Auf dieser Schürze prangte das chinesische Symbol Tai-Chi, das Symbol für die Polarität von Yin und Yang (männlicher und weiblicher Energie). Er verschwand in höchster Erregung im Tempel um nach einiger Zeit in einem Trance ähnlichen Zustand wieder zu erscheinen. Er nahm, so schien mir, nichts mehr um sich herum wahr. Seine Freunde hatten bereits sein Tortourinstrument, eine ca. 6 Meter lange Eisenstange, bereit gemacht und mit einer mitgebrachten "heiligen" Flüssigkeit desinfiziert. Vor einem Schrein auf dem Tempelvorplatz verzauberte er die Stange mit einem mitgebrachten Drachenkopf, der an einem langen, bunten Band befestigt war. Mit glasigen Augen fuhr er mit dem Drachenkopf ganz langsam von einem Ende der Stange zum anderen. Dann trat er vor den Schrein und die bereitstehenden Helfer stießen ihm die Stange durch seine Wange. Im Zeichen von AIDS haben heute alle Helfer Gummihandschuhe an und es schien mir, als sei der zustechende Helfer ein Arzt. Vor dem Schrein
herrschte das absolute Chaos. Ununterbrochen strömten die von Als es langsam
hell wurde begann die Prozession. Die Freunde unseres "Heiligen",
zu denen wir nun auch gehörten, stellten sich hinter der Stange
auf und begleiteten ihn von nun an. Es war rührend mit anzusehen,
mit welcher Frömmigkeit unsere ansonsten auf hart machenden
Strandjungs sich dieser Prozession hingaben. Nach wie vor waren
wir die einzigen Europäer. Unsere Hemmungen an der Prozession
teil zu nehmen waren noch immer nicht Die Prozession begann in den armen Vierteln der Stadt. Überall waren Fahnenträger. Große chinesische Straßendrachen liefen zwischen den Teilnehmern umher. Aber es gab nicht nur weiße Farben zu sehen. Das ganze Fest wir mittlerweile auch von großen Unternehmen gesponsert, die "ihre" Teilnehmer dann in Ihren Firmenfarben einkleiden, wie das Foto mit den kleinen Kodak-Mädels dokumentiert. Stunde um Stunde
ging es durch die Straßen. Immer mehr Zuschauer fanden sich
am Straßenrand ein. Es waren zig Irgendwann hörten
wir eine immer intensiver werdende Knallerei. Nur ca. 200 Meter vor
uns waren die Träger der Geisterhäuser. Diese Geisterhäuser
wurden von explodierenden Böllern begleitet. Je reicher die
Bezirke, desto lauter wurde es. Ich nehme an, dass mit diesem Getöse
die bösen Geister vertrieben werden sollten.
Die Träger hatten Handtücher um ihre Köpfe gebunden,
weil Unmengen von Knallkörpern auf die Geisterhäuser geworfen
wurden. An meterlangen Bambusstangen hingen eben so lange Ketten
von Knallkörpern, so wie wir die kleinen Ketten von Chinakrachern
zu Gegen Mittag brannte
die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Langsam - trotz Erfrischungen
- ließ unsere Kondition nach. Irgendwann haben wir uns dann
ausgetaktet, sonst wären wir wahrscheinlich bald umgekippt.
Es war ein unglaubliches Erlebnis, das ich auf keinen Fall missen
möchte. Ich kann Phuket-Urlaubern nur empfehlen, ihren Urlaub
so zu legen,
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